Leider war Faebound für mich eine der größten Enttäuschungen des Jahres. Dabei hatte ich mich wirklich sehr darauf gefreut. Doch schon der Einstieg hat mich irritiert. Man wird ohne großen Kontext ins Geschehen geworfen. Yeeran wird zur Kommandantin ernannt - aber warum ausgerechnet sie, bleibt völlig unklar. Auch ihre Beziehung zur Befehlshaberin Salawa ist einfach "da", aber ohne spürbare emotionale Grundlage. Und dann geht ihre erste Mission direkt schief - auf eine Art, die leider sehr vorhersehbar und schwer nachvollziehbar war. Ich habe mich ehrlich gefragt, wie sie diesen verantwortungsvollen Posten überhaupt bekommen konnte.Was mir ebenfalls Probleme bereitet hat, war der Schreibstil. Viele Formulierungen wirkten unausgereift oder holprig. Stellenweise hatte ich das Gefühl, dass das Buch eher auf ein sehr junges Publikum zugeschnitten ist - was nicht so recht zum Alter der Figuren (Ende zwanzig) passen wollte.Auch die Figuren konnten mich leider nicht abholen. Yerans Entscheidungen wirkten oft unlogisch. Rayan soll ein erfahrener Soldat sein, aber hat plötzlich Angst vor Tieren im Wald - und muss dann von Lettle, seiner jüngeren, gesundheitlich angeschlagenen Kameradin, beruhigt werden. Dass er mitten im feindlichen Wald fröhlich singend ein aufwendiges Essen kocht, war für mich auch einfach nicht stimmig. Es gab mehrere solche Szenen, die mich aus dem Lesefluss gerissen haben, weil sie einfach keinen Sinn ergaben. Lettle war für mich noch die am besten ausgearbeitete Figur, auch wenn ihr Verhalten mitunter eher kindisch wirkte.Die Liebesgeschichte zwischen Yeeran und der Fae-Kriegerin Furi kam für mich ebenfalls sehr plötzlich. Ihre vorherige Beziehung mit Salawa scheint innerhalb weniger Seiten keine Rolle mehr zu spielen, die neue Verbindung entsteht ohne Aufbau oder emotionale Tiefe. Auch die Spice-Szenen wirkten eher gezwungen eingebaut und haben für mich wenig zur Geschichte oder Figurenentwicklung beigetragen.Einziger Lichtblick war für mich das Magiesystem: Die Idee mit den Seelenverbindungen zwischen Obeah und Fae, den magischen Trommeln und der prophetischen Gabe einiger Figuren hatte wirklich Potenzial.Zum Ende hin gab es noch einige plötzliche Enthüllungen, wie aus dem Nichts auftauchende familiäre Verbindungen - sie wirkten eher wie schnelle Plotlösungen als wie durchdachte Entwicklungen. Am Schluss blieben für mich leider weder die Handlung noch die Figuren wirklich im Gedächtnis.Fazit: Ich hatte mir eine queere Fantasy-Geschichte mit interessanten Worldbuildung und Charakteren mit Tiefe erhofft - stattdessen bekam ich eine sehr sprunghafte Handlung, blasse Figuren und ein Worldbuilding, das mehr Fragen offenlässt, als es beantwortet. Ich breche Bücher selten ab, aber hier musste ich mich wirklich zum Weiterlesen zwingen.Für mich war das Buch leider nichts, aber Geschmäcker sind verschieden - ein Blick in die Leseprobe kann sicher helfen, selbst einzuschätzen, ob es passt.